
Im heutigen Hauptstadt-Derby der Serie A zwischen der AS Rom und Lazio, das mit einem 2:0-Sieg für die Roma endete, überschattete ein Vorfall in der Nachspielzeit die sportlichen Ereignisse. Die Mannschaften gerieten kurz vor Schluss aneinander, was die Gemüter bei Spielern, Betreuern und Fans erhitzte. Roma-Trainer Claudio Ranieri bedauerte die Vorkommnisse nach dem Spiel und entschuldigte sich bei seinem Lazio-Kollegen Marco Baroni.
In der dritten Minute der Nachspielzeit foult Mats Hummels, der neuesten Verpflichtung der AS Rom, den Lazio-Spieler Valentin Castellanos. Dabei kommt es zu einem Kopf-an-Kopf-Kontakt, der Hummels zu Boden zwingt, während er anzeigt, einen Kopfstoß erhalten zu haben. Die TV-Bilder belegen jedoch, dass Castellanos Hummels’ Oberschenkel trat, was schließlich zur Roten Karte für Castellanos führte. Auch Roma-Spieler N’Dicka wird für einen Rempler gegen Castellanos verwarnt, während Hummels ohne Karte davonkommt. Diese Szene führte zu tumultartigen Reaktionen, in die sowohl Spieler als auch Betreuer verwickelt waren.
Debatten über das Vorfall
Die Meinungen über die Kopfstoß-Szene sind geteilt. Der Corriere dello Sport beschreibt das Ereignis als „totalen Chaos“. Dagegen spricht La Repubblica von einer „traditionellen Schlägerei“ und hebt Hummels‘ Leistung hervor, während Tuttosport in seiner Berichterstattung andeutet, dass Hummels den Schlag nur vorgetäuscht habe. Diese unterschiedlichen Ansichten führen zu hitzigen Gesprächen unter den Fußballanhängern und Kommentatoren.
Nach dem Vorfall bemerkte man Hummels, wie er die Unterstützung der Fans suchte und im Stadion tanzte. Gleichzeitig setzte die Polizei Wasserwerfer ein, um Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen zu verhindern. Mindestens ein Ultras wurde festgenommen, während Dutzende Gegenstände wie Schlagstöcke, Böller und Raketen beschlagnahmt wurden. Besonders besorgniserregend war die Sichtung antisemitischer Flugblätter, die von der Polizei aus dem Umlauf gezogen wurden. Es ist bezeichnend, dass unter den Lazio-Fans ein harter Kern von Neofaschisten existiert.
Gewalt im Fußball und Drogenkonsum
Die aktuellen Vorfälle reißen die Debatte um Gewalt im Fußball nicht nur in Italien auf. Ein Blick in die deutsche Fanlandschaft zeigt, dass ähnliche Probleme bestehen. Eine Studie des Deutschen Instituts für Sucht- und Präventionsforschung hat ergeben, dass 52 Prozent der Befragten von Gewalterfahrungen im Fußball berichten, wobei ein erheblicher Teil der Befragten Drogen konsumiert. Diese Verknüpfung von Drogenkonsum und Gewaltbereitschaft stellt eine Herausforderung dar, die nicht nur die untersten Gefilde der Fan-Gemeinde betrifft, sondern die gesamte Gesellschaft widerspiegelt.
Stefan Becker, Leiter der Jugendsuchtberatung in Köln, hebt hervor, dass viele Fußballfans über Gewaltexzesse sprechen und verweist auf das Problem als einen Spiegel der Gesellschaft insgesamt. Fanforscher Jonas Gabler warnt davor, dass die Verantwortlichen in den sozialen Projekten möglicherweise überfordert sein könnten, da sie bereits zahlreiche Aufgaben zu bewältigen haben. Die geplanten Workshops zur Sensibilisierung für dieses Thema könnten jedoch einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung darstellen.
Der Vorfall während des Derbys ist ein weiteres Beispiel dafür, wie schnell Sportereignisse von Gewalt und Aggression überschattet werden können. Es bleibt abzuwarten, wie die Liga und die Vereine diese Themen in Zukunft angehen werden.